Du kannst der oder die beste in deinem Feld sein, aber wenn niemand davon weiß, dann bringt dir das nichts.
Fest steht: wenn du eine berufliche Karriere anstrebst und erfolgreich in deinem Bereich werden willst, dann musst du entsprechend Werbung dafür machen.
Wenn du dir künstlerisch oder kreativ beruflich etwas aufbauen möchtest, dann stehen dir eine Vielzahl von verschiedenen Werbemöglichkeiten zur Verfügung. Doch Werbung hat auch ihren Preis. Wenn du an klassisches Marketing denkst, dann kannst du Agenturen beauftragen, die eine Werbestrategie für dich austüfteln und – je nach Budget – auch umsetzen.
Ähnlich sieht es aus, wenn du dich als Künstler voll und ganz auf deine Kunst konzentrieren willst. Ausgewählte Künstleragenturen oder Galerien nehmen dir die Marketingarbeit gegen entsprechendes Honorar ab, sodass du dich nicht darum kümmern brauchst.
Allerdings kann ich aus Erfahrung sagen: heutige Künstleragenturen haben relativ wenig mit dem romantisierten Bild, welches wir aus älteren Musikfilmen kennen, zu tun. Es gibt keine leidenschaftlichen Musikproduzenten und/oder Manager mehr, die „ihre Band“ auf Schritt und Tritt begleiten und mit ihnen im Tourbus pennen.
In der Regel läuft es heute eher so, dass Künstler- oder Musikagenturen eher an bereits etablierte Künstler*innen herantreten, weil sich diese für sie leichter weiterverkaufen lassen. Als No-Name oder blutiger Anfänger ist es schier unmöglich überhaupt an eine Agentur heranzukommen, die bereit ist dich an Veranstalter weiterzuempfehlen.
Es stellt sich also die Frage, was kannst du als blutiger Anfänger im künstlerisch-kreativen Bereich alternativ machen, um deine eigenen Fertigkeiten und Angebote einem möglichst breiten Publikum zu präsentieren. Und vor allem: was kannst du selbst ohne Budget umsetzen?
Das Zauberwort lautet: Selbstvermarktung bzw. Personal Branding. Das Ziel ist, dass du eine einzigartige Personenmarke wirst, die sich von der Masse abhebt und dadurch für die Zielgruppe interessant wird.
Ich habe eine dreiteilige Serie zum Thema „Personal Branding als Künstler: So vermarktest du dich richtig“ veröffentlicht, die du dir gern anschauen kannst. Damit hast du einen Leitfaden, der sich detailliert mit den drei großen Komplexen „Wer bist du?“, „Wer ist deine Zielgruppe“ und „Strategie/Aufbau“ auseinandersetzt. Im Grunde hast du damit die Basis an der Hand, um Schritt für Schritt deiner eigenen Personalbrand näherzukommen. Das könnte auch interessant sein, falls du dich gerade umorientieren oder beruflich verändern möchtest.
Wenn du dich bereits mit Personal Branding beschäftigt hast oder meine Artikel gelesen hast, dann weißt du, dass die Thematik sehr umfangreich und komplex ist. Du brauchst nicht nur eine gute Selbstkenntnis und Wissen über deine Zielgruppe, sondern auch eine Strategie, wie du deine Botschaften gewinnbringend kommunizierst. Dabei lauern allerlei Stolpersteine für uns Künstler und kreative Freigeister.
In diesem Artikel soll es um Herausforderungen gehen, die dir begegnen können, wenn du dir eine kreative oder künstlerische Personal Brand aufbaust (oder bereits aufgebaut hast) – und wie du diese erkennst und aus dem Weg räumst.
Ich weiß, dass da draußen extrem viele Informationen über Personal Branding kursieren. Es gibt unzählige Bücher, Ratgeber, Videos und nicht zuletzt Coaches, die den lieben langen Tag auf den sozialen Medien ihre Tipps und Empfehlungen teilen. Das ist so viel Input, der uns – wenn wir gerade am Anfang stehen – eher verunsichert, statt uns zu helfen.
Die nächste Problematik ist, dass viele dieser Coaches die Thematik aus Marketing- und nicht aus Künstlersicht betrachten. Es werden also ganz andere Maßstäbe angesetzt, sodass du als Künstler häufig wenig davon mitnehmen kannst, weil sich deine Kunst ganz anders verkauft als ein x-beliebiges Produkt oder z.B. eine Beratungsdienstleistung. Deine Zielgruppe ist viel komplexer, spezieller und kleiner, als dies bei Mainstream-Themen der Fall ist. Insofern mahne ich zur Vorsicht, allgemeine Tipps aus dem Internet 1:1 auf sich und seine individuellen Ziele übertragen zu wollen. Gerade im künstlerisch-kreativen Bereich geht der Schuss häufig in den Ofen, weil wir in der Regel eine emotionale Beziehung zu unseren Angeboten haben. Diese Beziehung hat ein Online-Shop für x-beliebige Produkte z.B. nicht. Da geht es um reinen Verkauf.
Halte dir vor Augen, dass du in erster Linie immer Künstler und erst in zweiter Instanz zum Dienstleister wirst, wenn du deine Kunst oder künstlerische Dienstleistung verkaufst.
Aus Erfahrung kann ich dir sagen, dass diese Stelle starkes Konfliktpotenzial bietet, wenn du keine klaren Grenzen für dich ziehst.
Gerade als Künstler und Kreativschaffende machen wir uns sehr viele Gedanken, über uns und unsere Wirkung auf andere. Personal Branding hat den Vor- und Nachteil zugleich, dass es sich um genau diese zwei Dinge dreht. Es ist also der perfekte Nährboden, um sich darin zu verlieren.
Sich Gedanken zu machen ist per sé keine schlechte Eigenschaft, kann aber – wenn es übertrieben wird – zum Overthinking (dt. Überdenken) führen. Damit verbunden stellen wir uns natürlich zwangsläufig früher oder später infrage. Das A und O einer erfolgreichen Personenmarke heißt allerdings Konsistenz. Es ist also nicht von Vorteil, wenn du alle naselang, deine gesamte Künstlerperson oder Unternehmung infrage stellst und eine 180 Grad Wendung hinlegst. Das birgt die Gefahr, dass du durch deine Inkonsistenz kein klares Bild von dir vermittelst oder im schlimmsten Fall sogar deine Glaubwürdigkeit einbüßt.
Hier hilft es tatsächlich, sich Beispiele aus der freien Wirtschaft zum Vorbild zu nehmen und die Sache eher pragmatisch zu betrachten. Coca-Cola hat sein Logo im Laufe der Jahre nur minimal verändert – ist aber trotzdem nie aus der Mode gekommen. Was ich sagen will: zu viel Emotionalität ist in Sachen Marketing und Branding kein guter Begleiter.
Wenn du eine Außenkommunikation gefunden hast, die für dich funktioniert und die bei deiner Zielgruppe Anklang findet, dann zerdenk‘ dir das nicht unnötig. Halt deine eigenen Befindlichkeiten in Schach und sieh es als das, was es ist: eine Marketingstrategie – nicht mehr und nicht weniger.
Ich würde behaupten, dass die meisten Probleme mit Personal Branding an einer unklaren Kommunikation liegen. Es sind also Kommunikationsprobleme. An der Stelle würde ich nochmal alle Schritte aus meinem ersten Artikel durchgehen und mich fragen, ob meine Ausrichtung wirklich so klar ist, wie ich denke.
Häufig schließen wir von uns auf andere. Wir glauben, unsere Botschaft sei glasklar und unmissverständlich. Wir gehen von einer Art Selbstverständnis aus. Das ist aber trügerisch. Deine Werte bedeuten nicht gleichzeitig die Werte deiner Zielgruppe. Was für dich selbstverständlich ist, ist es für dein Gegenüber womöglich gar nicht.
Wenn du Kunden hast, die immer wieder an deinen Preisen herummäkeln und mit dir darüber diskutieren – und dich das stört, weil du ein anderes Selbstverständnis davon hast – dann kommunizierst du genau dieses Selbstverständnis offensichtlich nicht klar genug. Dann erreichst du nicht deine Zielgruppe und deine Traumkunden, welche eben nicht mit dir über Preise diskutieren, sondern Menschen, die nicht mit deinen Werten übereinstimmen. Um das zu lösen, würde ich zum einen an meiner inneren Haltung arbeiten und zum anderen eine Außenkommunikation wählen, die ganz klar ausdrückt „Das, was ich mache, hat einen Wert und dieser ist nicht diskutabel.“ Und dann heißt es natürlich kompromisslos sein und dies auch umsetzen.
Bereits das Design und die visuelle Markenentsprechung bergen das Potenzial, Wertigkeit auszudrücken. Achte auf professionelle Fotos und einen gepflegten, ordentlichen Eindruck. Nutze edle Schriftarten und Farben (golden, bronzefarben, schwarz). Nutze entsprechende Claims, die deinen Wert unterstreichen. Und vor allem: kommuniziere das direkt und indirekt auf kontinuierlicher Basis.
Der Wert künstlerischer oder kreativer Arbeit ist immer noch ein großes Thema. Halte dir vor Augen, dass das in 90 % der Fälle mit Unwissenheit aufseiten deines Gegenübers zusammenhängt und nichts über deine persönliche Leistung aussagt. Versuche Schritt für Schritt durch deine Ausrichtung und dein Personal Branding an eine Zielgruppe zu kommen, die kunstaffiner ist und nicht erst über den Wert von Kunst aufgeklärt werden muss. Ich persönlich bin z.B. mit meinen Angeboten aus Mentoring und Beratung auch auf eine ebensolche Zielgruppe angewiesen.
Aber noch eine wichtige, letzte Sache: Jede Personalbrand – und sei sie auch noch so klar – stößt an ihre Grenzen. Du wirst immer wieder auf Menschen treffen, die weder dich noch dein Angebot begreifen, auch wenn du noch so klar kommunizierst. Bitte lass dich in dem Fall nicht verunsichern. Nur weil jemand dich nicht versteht (oder deine Werte nicht teilt) heißt das nicht, dass du dich nicht klar genug positioniert hast.
Wenn es konkret darum geht, deine Kunst oder kreativen Dienstleistungen zu verkaufen, dann stellt sich die Frage: Wie stellst du das an? Welche Medien und Formate nutzt du?
Wenn du meinen dritten Artikel gelesen hast, dann weißt du, dass es extrem viele Medien gibt, die du nutzen kannst. Von Videos über Podcasts, Blogartikeln oder Fotos, eher text- oder visuell basierten Formaten: du hast die Qual der Wahl.
Die Entscheidungsfindung kann dich also ganz schön fertig machen, wenn du alle Optionen in Betracht ziehst und irgendwie so gar nicht weißt, was du kontinuierlich durchziehen kannst und willst. Nicht jedes Format eignet sich für jede Sache.
Wenn du introvertiert bist und bildender Künstler bist, dann ist wahrscheinlich YouTube bzw. das Videoformat eher nichts für dich. Wenn du Autor*in bist und gerne schreibst, dann liegt ein Blog und die textbasierte Kommunikation schon näher.
Deine Entscheidung sollte also ein Zusammenspiel von „Was will ich gerne machen?“ und „Was passt am besten zu meinem Angebot?“ sein. Natürlich solltest du noch beachten, welche Medien deine Zielgruppe gerne nutzt, denn letztlich willst du diese ja dort erreichen.
Ich halte es auch an dieser Stelle für extrem unklug Tipps von Social Media Coaches und Marketing Gurus anzunehmen und deine Format-Wahl davon abhängig zu machen. Ich habe jetzt viele Künstler über TikTok als „heißen Sch***“ reden hören, welche es von irgendwem anderes irgendwo gehört haben, usw. usf. Das Ende vom Lied ist, dass damit eine chinesische Datenkrake gefüttert wird, die in allen Datenschutzpunkten unten durchfällt – aber es soll ja Reichweite bringen… Na ja.
Wenn du dich ausgiebig mit dir und deiner Zielgruppe auseinandersetzt sowie ein geeignetes Medium findest, über welches du deine Botschaften und Angebote verbreiten kannst, hast du schnell das Fundament einer Ich-Marke gesetzt. Doch auch wenn der Aufbau einer Personenmarke in der Theorie erstmal simpel erscheint, handelt es sich um einen komplexen Prozess, bei dem an vielen Ecken Stolpersteine lauern. Gerade als Künstler und Kreative, die grundsätzlich zum Grübeln neigen.
Sei dir dessen bewusst, dass du für eine erfolgreiche und konsistente Personenmarke ein gesundes Ego, eine pragmatische Einstellung und klare Kommunikation benötigst. Zweifel, Unsicherheiten und stetiger Wandel rütteln an deiner Glaubwürdigkeit und verhindern ein klares, einprägsames Bild. Das verunsichert auch deine Zielgruppe, die du schließlich erreichen und begeistern willst.
Mach dich nicht verrückt und sieh es als das, was es ist: eine Marketingstrategie, die deine Qualitäten unterstreicht und dir hilft, dich von der Masse abzuheben. Hab Spaß daran und genieße die Achterbahnfahrt.
Wenn du Fragen hast, dann melde dich gern bei mir. Du findest mich auf den sozialen Medien oder sendest mir eine Nachricht.
Ich bin Berufskünstlerin und Mentorin. Hier schreibe ich über künstlerisch-kreatives Potenzial in beruflichen Kontexten. Ich freue mich, wenn ich inspirieren kann.
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