Kreativ selbstständig? Vergiss Mainstream, Nische ist King!

Artista | Maria Chiariello

04. Mai 2024

Kaum ein Irrglaube hält sich unter Künstler*innen und Kreativen so hartnäckig, wie der, dass sich nur im Mainstream Geld verdienen ließe. Was ist da dran? 

Sind Nischen keine Option, wenn ich kreativ selbstständig bin?

Kreativ in der Nische
Nische ist King! | Bild: Igor Omilaev

Zunächst einmal, was ist eigentlich dieser ominöse „Mainstream“ von dem die Kreativen immer sprechen?

Der Begriff “Mainstream” spiegelt den kulturellen Geschmack einer großen Mehrheit wider. Es handelt sich also um den Geschmack der Massenkultur. „Mainstream-Kunst“, Musik und Mode werden von der breiten Masse konsumiert und beeinflussen die gesellschaftliche Ästhetik. Der Mainstream wird häufig auch als „Populärkultur“ (kurz: Popkultur) bezeichnet.

Dem gegenüber stehen die Subkulturen oder der ästhetische Underground, sowie die Indipendent Szene („Indie“).¹

Soweit so gut.

Der Mainstream

Wenn du nun mit deiner Kunst Geld verdienen willst, heißt es, solltest du dich möglichst im Mainstream positionieren.

Ich denke, dass dies keine so gute Idee ist und hier kommt mein Wieso.

Der Mainstream ist oft von Massenprodukten und Trends geprägt. Als Künstler*in oder kreative*r Unternehmer*in willst du dich aber von der Masse abheben. Um den breiten Geschmack des Mainstreams zu treffen, wirst du Kompromisse eingehen müssen. Du wirst dich nicht so kreativ entfalten können, wie du es dir wünschst.

Zudem ist der Mainstream stark umkämpft. Mitbewerber*innen konkurrieren um die Aufmerksamkeit der Massen. Mainstream-Produkte zielen oft auf eine breite Zielgruppe ab und müssen in großen Mengen produziert werden. Dies führt häufig zu Kompromissen bei der Qualität. Als Künstler*in und Kreative*r bietest du keine 08/15 Produkte, sondern einzigartige Kunstwerke und kreative Dienstleistungen, die ihren Preis haben. Du wirst nicht mit (Billig-)Produkten mithalten können.

Hinzu kommt, dass Trends im Mainstream sich extrem schnell ändern. Was heute beliebt ist, kann morgen schon wieder out sein. Als Künstler*in und Kreative*r besitzt du in der Regel einen Stil, der sich fortlaufend durchzieht und an dem du stetig feilst. Du kannst es dir nicht leisten, dich an Trends zu orientieren.

Daher sage ich: Vergiss den Mainstream! Und konzentriere dich auf Nischen, um deine Kunst und kreativen Skills zu verkaufen.

Die Nische

Was ist mit „Nische“ gemeint?

Ein Nischenmarkt ist ein Segment eines größeren Marktes, das sich durch seine eigenen, einzigartigen Bedürfnisse, Vorlieben oder seine Identität vom Gesamtmarkt unterscheidet. Es handelt sich also um einen Teilbereich des Mainstreams.

Die Marktnische setzt voraus, dass es Nachfrage gibt, die ein relevanter Markt entweder gar nicht oder nur unzureichend befriedigen kann. In einer Marktnische gibt es weitaus weniger Anbieter*innen und potenziell mehr Kunden.²

Es liegt in der Sache, dass du als Künstler*in oder Kreative*r eher ein spezielles künstlerisch-kreatives Angebot hast. Das heißt, du besitzt eine Spezialisierung, die auf eine ganz bestimmte Zielgruppe abzielt. Das eignet sich natürlich wunderbar, um eine Nische zu bedienen.

Beispiele für Nischen im künstlerisch-kreativen Sektor:

1. Handgefertigte Illustrationen/ Kunstwerke:
In dieser Nische finden sich einzigartige Gemälde, Zeichnungen, Drucke und Skulpturen, die von Künstler*innen handgefertigt werden.
Zielgruppe: Kunstsammler*innen, Liebhaber*innen handgemachter Kunst

2. Digitale Kunst, AI und NFTs:
In dieser Nische können Künstler*innen ihre Werke als digitale Dateien verkaufen und sie als NFTs eindeutig kennzeichnen.
Zielgruppe: Liebhaber*innen digitaler Kunst

3. Kalligrafie und Handlettering:
In dieser Nische finden sich Kunstformen wieder, die sich auf die Schönheit von handgeschriebenen Buchstaben und Wörtern konzentrieren.
Zielgruppe: Menschen, die nach individuellen Schriften suchen (z.B. Autor*innen, Verlage für Papeterie, Einladungskarten etc.)

4. Künstlerbedarf und -materialien:
Diese Nische umfasst den Verkauf von hochwertigen Kunstmaterialien wie Pinseln, Farben, Leinwänden und Papieren.
Zielgruppe: (Hobby-) Künstler*innen, Bastler*innen, Kreative

5. Kunst für Kinder / Kinderbücher:
Kreative Werke, die speziell für Kinder gestaltet sind, finden in dieser Nische ihren Platz
Zielgruppe: Eltern und Kinder

6. Kunst im Bereich Nachhaltigkeit und Umweltschutz:
Künstler*innen, die sich auf nachhaltige Materialien und umweltfreundliche Kunstwerke spezialisieren, finden hier eine Nische. Dieser Nischenmarkt wächst mit dem zunehmenden Bewusstsein für Umweltschutz.
Zielgruppe: umweltbewusste Menschen

7. Kunst für besondere Anlässe:
Hochzeiten, Geburtstage und andere Feierlichkeiten erfordern oft individuelle Kunstwerke wie z.B. personalisierte Einladungskarten, Hochzeitsdekorationen oder Geschenke.
Zielgruppe: Menschen, die ein Event organisieren

8. Kunst im Bereich Gesundheit und Wellness:
Kunsttherapie, ästhetische Elemente für Heilpraxen sind Teil dieses Nischenmarktes
Zielgruppe: gesundheitsbewusste Menschen, Therapeut*innen etc.

9. Kunst für spezifische Zielgruppen:
Hierzu gehören Kunstwerke für LGBTQ±Gemeinschaften, ethnische Minderheiten oder Menschen mit bestimmten Interessen oder Hobbys, sowie auch aktivistische Kunst usw.³

Wie du sehen kannst, kannst du mit einem kreativen Business sehr gut in einer Nische aufgehoben sein.

Der Vorteil gegenüber dem Mainstream besteht ganz klar darin, dass eine Nische dir die Möglichkeit bietet, deine Einzigartigkeit zu betonen. Du kannst dich in der Regel freier entfalten und deine eigenen künstlerischen Visionen umsetzen, ohne Kompromisse eingehen zu müssen.

Zudem kann es in Nischen wesentlich leichter sein einen Kundenstamm aufzubauen, da du weniger Mitbewerber*innen („Konkurrenz“) ausgesetzt bist. Auch deine hochwertigen, einzigartigen Produkte und Dienstleistungen konkurrieren weniger, sodass du tendenziell höhere Preise verlangen kannst.

Natürlich gibt es auch berechtigte Kritik an Nischen. Der wichtigste Nachteil gegenüber dem Massenmarkt ist wohl die fehlende Skalierbarkeit. Bei einer kleinen Zielgruppe ist natürlich kein großes Wachstum möglich. Wenn du also ein richtig großes Kunst- oder Kreativgeschäft anstrebst, dann kann es natürlich sinnvoller sein, in den Mainstream zu gehen. Generell ist es stets eine individuelle Entscheidung.

Fazit

Fälschlicherweise glauben Künstler*innen und Kreative häufig, dass sie zwingend in den Mainstream müssten, wenn sie mit ihrer Kunst Geld verdienen möchten. Das ist aber ein Trugschluss. Sich als Künstler*in in einer Nische zu positionieren, kann ebenso effektiv und lukrativ sein.

Der Mainstream ist ein guter Weg für dich, wenn du über ein großes Budget verfügst und möglichst viele Menschen erreichen möchtest. Ebenso, wenn du skalieren möchtest.

Aber wenn dein Budget als Kreative*r begrenzt ist und du dir schnell etwas aufbauen möchtest, ist eine Nische die bessere Option.

Quellen und weiterführende Links:

  1. Mainstream | Wikipedia
  2. Marktnische | Wikipedia
  3. 9 Marktnischen mit Potenzial in 2024 | Shopify

Du möchtest dich mit deiner Kunst oder als Kreative*r selbstständig machen und benötigst Unterstützung beim Start? Dann melde dich gern bei mir.

Artista | Maria Chiariello

Ich bin Berufskünstlerin und Mentorin. Hier schreibe ich über künstlerisch-kreatives Potenzial in beruflichen Kontexten. Ich freue mich, wenn ich inspirieren kann.

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