Artista | Maria Chiariello

10 Erkenntnisse aus 10 Jahren kreative Selbstständigkeit

Artista | Maria Chiariello

25. April 2024

„Wenn dir jemand eine erstaunliche Gelegenheit bietet, sag zunächst Ja – und lerne es später.“ – Richard Branson

Niemand startet als Profi in die Selbstständigkeit. Es ist eher stetiger Work-in-Progress. Eine wilde Reise voller Aufs und Abs.  

Eine Frau mit einem Regenschirm vor einer gelben Wand
Und planlos fängt der Plan an | Bild: Edu Lauton

Je nachdem wie ich rechne, komme ich auf 10 und mehr Jahre, die ich bereits selbstständig bin. Im Grunde bin ich selbstständig, seitdem ich denken kann.

Angefangen mit 15, als ich mir bereits mit Babysitting und Nachhilfe mein Taschengeld verdient hab. Später dann, als ich neben dem Studium bereits meine ersten Rechnungen als Übersetzerin und Lektorin schrieb, sowie final ab 2014, als ich mich offiziell beim Finanzamt als „Freiberuflerin“ eintragen ließ und mein Abenteuer in der Kulturbranche begann. Bis auf ein paar Episoden in ein paar Nebenjobs war ich nie irgendwo angestellt.

Unabhängigkeit war mir immer wichtig, auch wenn ich damit natürlich die Vorteile einer Festanstellung nie auskosten konnte. Trotz allem würde ich auch nicht unbedingt tauschen wollen.

Denn die letzten 10 Jahre waren nicht nur eine wilde Achterbahnfahrt, sondern auch die lehrreichsten meines Lebens.

Es folgen nun also 10 Erkenntnisse aus den letzten 10 Jahren als selbstständige Künstlerin und Kreativschaffende. Let’s go.

Nummer 1: Du hast am Anfang keine Ahnung – und das ist auch gut so

Glaub mir, auch wenn du denkst, du wüsstest, worauf du dich da einlässt, wenn du am Anfang deiner Selbstständigkeit stehst: ’nen Sch*** weißt du. Würde jemand in die Vergangenheit reisen, um meinem Anfänger-Ich retrospektiv zu sagen, was da alles auf mich zukommen würde, ich würde mir das womöglich nochmal anders überlegen… Insofern: es ist gut, dass du am Anfang motiviert und blauäugig startest. Das gibt dir die nötige Kraft und den Mut, ins kalte Wasser zu springen.

Nummer 2: Niemand interessiert sich für dich

Ja, ich weiß. Wir halten uns für die Größten. Das, was wir der Welt zu geben haben, ist das Beste überhaupt – aber eben nur für uns. Die meisten da draußen interessieren sich einen Sch*** für dich, deine Kunst und kreativen Ergüsse. Die Menschheit ist grundsätzlich mit sich selbst beschäftigt.

Das wirst du oft genug zu spüren bekommen. Dir eine Community, Fanbase oder einen Kundenstamm aufzubauen ist harte Arbeit. Denn niemand interessiert sich wirklich für dich. Dein Job wird zu großen Teilen daraus bestehen, Interesse für dich und deine Arbeit zu wecken. 

Nummer 3: Klare Werte und Grenzen sind überlebenswichtig

Wenn du nicht der Spielball anderer bleiben willst, dann wirst du lernen müssen dir selbst etwas wert zu sein. Du wirst Selbstbewusstsein, klare Werte und Grenzen brauchen, um in der Geschäftswelt zu überleben, ohne ausgebeutet zu werden.

Nummer 4: Scheitern gehört dazu

Du wirst nicht immer alles richtig machen. Du wirst falsche Entscheidungen treffen, dich überschätzen und auf die Nase fallen. Das wird mehrfach passieren. Wichtig ist, dass du jedes Mal wieder aufstehst und mental auf „Reset“ drückst. Aus Fehlern lernt man. Lass dich davon nicht nachhaltig negativ beeinflussen. 

Nummer 5: Weniger ist mehr

Nimm dir nicht zu viel vor! Versuch nicht alles selbst zu machen! Ich weiß, am Anfang bist du motiviert und hast gefühlt unendlich viel Power, aber du wirst feststellen, dass ein Arbeitstag auch nur max. 12–14 Stunden hat. Du kannst nicht unendlich viele Aufträge gleichzeitig annehmen, mehrere Projekte gleichzeitig jonglieren und überall die gleiche Leistung bringen. Auf kurz oder lang wird die Qualität leiden und deine Motivation nachlassen. Insofern: Mach langsam und vor allem konzentriere dich auf ein paar wenige Dinge und mach diese dafür richtig gut.

Nummer 6: Du allein trägst die Verantwortung

Als Selbstständiger bist du Chef und Angestellter in einer Person. Du trägst die volle Verantwortung für all deine Entscheidungen und berufliche Entwicklung. Das hat zur Folge, dass es in schwierigen Phasen – und die werden kommen – niemanden gibt, der dich erretten wird. Du musst deinen Karren zu jeder Zeit selbst aus dem Dreck ziehen.

Nummer 7: Risiko wird dein neuer Freund

Spätestens nach der ersten finanziellen Durststrecke wirst du feststellen, ob du mit fehlender Sicherheit klarkommst oder nicht. Du wirst lernen müssen mit Unsicherheit und Risiko umzugehen. Du wirst deinen Weg mit Existenzängsten und Ungewissheit finden müssen. Risiko wird dich als Selbstständiger immer begleiten. Als Künstler oder Kreativer weißt du nie, ob deine neue Idee zündet oder in die Hose geht. Doch wenn du es nicht riskierst, dann wirst du es nie herausfinden. – Gamble. 😉

Nummer 8: Du brauchst Mut zur Lücke

Egal wie gewissenhaft, sorgfältig und perfektionistisch du bist: Es wird der Tag kommen, an dem du durch äußere Umstände, Krisen o.ä. gezwungen sein wirst, Mut zur Lücke zu zeigen. Sei es die Rechnung, die du nicht fristgemäß begleichen können wirst, oder andere Unvorhersehbarkeit, welche dich auf die Probe stellen werden. Entscheidend ist, dass du den Kopf nicht in den Sand steckst und weitermachst. Leg den Wunsch alles kontrollieren zu wollen als Selbstständiger lieber ab, wenn du nicht unter deinen eigenen Ansprüchen zusammenbrechen möchtest.

Nummer 9: Konsistenz ist eine Lüge

Egal wie gut dein Job auch läuft, sei dir dessen bewusst, dass dies immer nur temporär ist. Geh nicht davon aus, dass dies die nächsten Monate (und schon gar nicht Jahre!) so bleiben wird. Wenn dem so ist, dann ist das schön. Du bist aber wesentlich besser beraten, wenn du anerkennst, dass sich die Welt in ständigem Wandel befindet. Der Arbeitsmarkt verändert sich rasend schnell. Von Konsistenz auszugehen ist naiv und macht dich träge und unflexibel. Nur wenn du lernst mit der Veränderung zu leben und dich dem Wandel anzupassen, wirst du bestehen können. Andernfalls werden andere vorüberziehen und du wirst zurückbleiben.

Nummer 10: Hinterher bist du immer klüger

Alles was ich heute weiß ist das Resultat der letzten Jahre. Heute weiß ich viele Dinge, die mir noch vor einiger Zeit komplett unbekannt waren. Es ergibt keinen Sinn vergangene Entscheidungen zu bereuen. Natürlich gibt es Dinge, die ich gerne früher gewusst hätte. Womöglich hätte mir das Zeit und Ärger erspart, aber damals war ich einfach noch nicht so weit. Ich hab zu jedem Zeitpunkt in meinem Leben das mir bestmögliche gegeben.

Was ich dir sagen will: Gräme dich nicht für die Person, die du mal warst und für die Fehler, die du aus heutiger Sicht vielleicht gemacht hast. Hinterher sind wir alle schlauer. Du bist immer nur so weit, wie du eben in dem Moment bist. Das ist okay. Mach dich nicht verrückt. Genieß den Prozess!

Und als Resümee?

Selbstständigkeit ist ein nie endender Lernprozess. Du entwickelst dich am laufenden Band weiter. Je nach beruflicher Ausrichtung musst du dich regelmäßig weiterbilden. Der technologische Fortschritt und die digitalen Medien fordern uns regelrecht heraus, uns mit den neusten Tools, Plattformen und Diensten zu beschäftigen. Stillstand können wir uns – besonders als Kreative – nicht leisten. Das macht unsere Arbeit zu einem spannenden Feld, was nie an Aktualität verliert.

Eins ist sicher: langweilig wird uns dabei nie. Und falls doch, dann starten wir einfach das nächste Projekt. 😉

Artista

Artista | Maria Chiariello

Ich bin Berufskünstlerin und Mentorin. Hier schreibe ich über künstlerisch-kreatives Potenzial in beruflichen Kontexten. Ich freue mich, wenn ich inspirieren kann.

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