Widerstand: kreativ zwischen Schaffenskrise & innerem Schweinehund

Artista | Maria Chiariello

06. Mai 2024

Kreativblockade, Schaffenskrise, innerer Schweinehund, Aufschieberitis – es gibt viele Namen für den inneren Widerstand, dem Kreative und Künstler regelmäßig ausgesetzt sind

Resistance
"Resistance is always lying and always full of shit." - Pressfield | Bild: Brian McGowan

Das wohl bekannteste Buch zu diesem Buch hat Steven Pressfield mit „The War of Art“ (lang: The War of Art – Break through the blocks and win your inner creative battles) bereits 2002 veröffentlicht. Es ist eine Mischung aus Sach- und Selbsthilfebuch und ein Resultat seiner eigenen Erfahrungen als Schriftsteller und Autor.

Pressfield beschreibt auf mehreren Kapiteln wieso wir als Künstler*innen, Unternehmer*innen oder Sportler*innen „Resistance“ (also: innere Widerstände) erleben und motiviert uns als Leser*innen mit konkreten Tipps, den Widerstand abzubauen und durch Selbstdisziplin Stück für Stück eine positive Beziehung zu unserer (kreativen) Arbeit zu entwickeln.

 

Wie äußert sich innerer Widerstand?

Pressfield geht von einer universellen Kraft aus, die sich in Form von Angst, Zweifeln und Prokrastination äußert. Dem zugrunde liegt seiner Meinung nach, die tiefliegende Angst sein eigenes Leben in die Hand zu nehmen und für sein Schicksal verantwortlich zu sein. Ironischerweise ist es aber eben genau diese Verantwortung, die uns die Macht gibt, über unser Schicksal zu entscheiden.

Psychologen gehen davon aus, dass es sich bei inneren Widerständen um ein Phänomen handelt, das sich in jedem Gedanken, Glaubenssatz, Wunsch und jeder Handlung äußert, die uns von unserem eigentlichen Ziel entfernt. Es gibt also tatsächlich eine innere Kraft, die uns daran hindert, unsere Ziele zu erreichen und unsere Träume zu verwirklichen.

Einige typische Symptome des inneren Widerstands sind Vermeidung, Trägheit, Aufschieberitis, Unlust, Angst, Reizbarkeit. Sogar psychosomatische Beschwerden können auftreten.

Jeder kennt die Sogwirkung einer Couch, wenn wir doch eigentlich Joggen gehen wollten. Doch auch das Sicherheitsdenken und die Angst Risiken einzugehen, also doch im alten Job zu bleiben, statt sich in die gewünschte Selbstständigkeit zu stürzen, können ein Resultat innerer Widerstände sein.

Widerständler vs. Motivator

Interessant dabei ist, dass es nicht nur einen inneren Widerständler (ugs. gerne als innerer Schweinehund bezeichnet) gibt, sondern auch einen inneren Antreiber. Es gibt also einen regelrechten Wettstreit zwischen diesen zwei inneren Stimmen. Während unser Antreiber (Motivator) die Stimme erhebt, weil er ein Ziel hat und es mit aller Macht anstrebt, funkt die zweite Stimme, der innere Widerstand, ständig dazwischen. Sie ist diesem Ziel gegenüber skeptisch und bremst oder sabotiert daher die Schritte auf dem Weg zum Ziel. Dieser Wettstreit ist natürlich extrem anstrengend, wenn du ihm ausgesetzt bist.

Gewinnt der innere Schweinehund, so zeugt dies von fehlender Willensstärke. Diese Willensschwäche hindert eine Person daran, unliebsame Aufgaben auszuführen, obwohl sie entweder nötig sind (z. B. Steuererklärung machen) oder für die Person sogar sehr sinnvoll erscheinen (z. B. mehr trainieren, malen, schreiben etc.).

Der innere Schweinehund hält uns von wichtigen Aufgaben ab und ersetzt diese durch Nichtstun oder andere Ablenkungen (Social Media lässt grüßen!). Hat der innere Schweinehund einmal gewonnen, entscheidet man sich für die einfachste Möglichkeit, findet Ausreden und/oder gibt letztlich auf.

Die Überwindung des inneren Schweinehundes wird von anderen Menschen häufig als Ausdruck von Selbstdisziplin angesehen. Vielen geht es dabei darum, trotz persönlicher Neigungen oder Unlust, eine bestimmte Aufgabe zu erledigen. Im Kontext von Produktivität und Selbstmanagement z.B. spannend.

Wenn dich das Thema Produktivität interessiert, dann lies dazu gerne meinen Artikel: Weniger ist schwer: Produktivität & ihre Tücken

Das Schlimme ist aber, dass innerer Widerstand nicht nur bei unliebsamen Aufgaben auftritt, vor denen wir uns drücken wollen. Er kommt auch vor, wenn wir kreativ weiterkommen und uns große Ziele gesteckt haben. Kurzum: wir erleben inneren Widerstand auch vor Dingen, die wir uns von Herzen wünschen. Das macht es für uns Künstler und Kreative mit einer Vision natürlich besonders frustrierend.

Du bist aber nicht allein damit. Jeder kämpft mit innerem Widerstand: Jeder kreative Mensch hat das Gefühl, dass er der Welt etwas Großartiges schuldet. Genauso wie jeder diese innere, motivierende Kraft erlebt, den eigenen Traum verfolgen zu wollen, spürt auch jeder den Widerstand, der sich zwischen ihn und sein Ziel stellt. Niemand ist frei davon. Doch das Gute ist: es gibt Strategien, wie wir diese innere Kraft in Schach halten können.

Wie können wir diesen Widerstand überwinden?

Pressfield liefert uns in seinem Buch 4 wichtige Strategien, die uns dabei helfen können, unsere Blockaden zu überwinden:

  1. Erkenne den Widerstand: Prokrastination tarnt sich gerne als Widerstand: Prokrastination ist die häufigste Manifestation von Widerstand, weil sie am einfachsten zu rationalisieren ist. Wir sagen nicht ,Ich werde das nie machen‘, sondern ‚ich mache das morgen.‘ So verschieben wir die Dinge auf den Sanktnimmerleinstag.

  2. Behandle deinen Traum wie einen Vollzeitjob: Jeder kreative Prozess erfordert Arbeit. Indem wir anfangen zu arbeiten und ins Tun kommen, folgt die Inspiration. Es ist nie umgekehrt.

  3. Widme dich deinem Schaffensprozess: Erst wenn du dich einem bestimmten Bereich verpflichtest und darin aufgehst, kannst du etwas Bedeutsames schaffen.

  4. Disziplin: Der Feind von Widerstand heißt Disziplin; arbeite kontinuierlich und routiniert an deinen Projekten, setz dir Etappenziele und halte diese ein.

Ich habe noch vier weitere Tipps gesammelt, die dir dabei helfen können, deinen inneren Schweinehund zu zähmen:

  1. Finde dein „Warum?“: Warum willst du etwas ändern und deinen inneren Schweinehund überwinden? Schreib auf, warum du dir das vornimmst und woran du immer wieder scheiterst.

  2. Definiere dein Ziel: Mache dein „Warum“ zu einem spezifischen Ziel. Was heißt es genau, dich künstlerisch weiterzuentwickeln, produktiver zu werden oder mehr zu üben?

  3. Sei nachsichtig und lache über dich selbst: Vielen Menschen scheitern darin neue Ziele zu erreichen, weil sie zu hohe Erwartungen und eine zu strenge Selbstbeurteilung mitbringen.

  4. Ändere deine Gewohnheiten: Bau positive, neue Gewohnheiten auf und integriere diese in deinen Alltag.

Fazit

Innerer Widerstand hat viele Gesichter. Er trifft dich nicht nur, wenn du vor einer unliebsamen Aufgabe flüchten willst, sondern lauert dir auch vor persönlichen Zielen auf. Wenn du künstlerisch-kreativ bist und vor wichtigen Projekten stehst, kann dich innerer Widerstand lähmen und dich an den Rand der Erschöpfung bringen. Regelmäßig liefert er sich einen Wettkampf mit deiner Motivation, fordert deine Willensstärke heraus und will dich durch Zweifel oder Angst zum Aufgeben bewegen.

Damit bist du nicht allein. Jeder Mensch mit Zielen kennt diese innere Kraft, die sie davor hindern will, ihre Ziele zu erreichen.

Steven Pressfield hat der sogenannten „Resistance“ 2002 ein ganzes Buch gewidmet, mit dem er uns gleichzeitig eine Anleitung an die Hand gibt, die uns durch gezielte Strategien motiviert, unserem „inneren Schweinehund“ den Kampf anzusagen. Die Antwort auf Widerstand heißt Arbeit und Disziplin.

Weiterführende Links:

Manchmal kann es sinnvoll sein, sich bei seinem Kampf gegen den Widerstand einen Partner in Crime zu suchen, der einem den Rücken stärkt. Melde dich gern, wenn du eine Sparringspartnerin suchst, die dich dabei begleitet deinen Zielen mit Strategie näherzukommen. 

Artista | Maria Chiariello

Ich bin Berufskünstlerin und Mentorin. Hier schreibe ich über künstlerisch-kreatives Potenzial in beruflichen Kontexten. Ich freue mich, wenn ich inspirieren kann.

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